Mehr Zeit für Pflege – Appell an Politiker in Berlin

Mit einer Delegation aus Baden-Württemberg reiste Pflegedienstleiterin Christa Fröhlich und die Verwaltungsleiterin Gabriele Völker zu Gesprächen mit Politikern in die Hauptstadt. Patienten und gemeinnützige Pflegedienste haben gleichermaßen an zahlreichen Problemen, vor allem am allgegenwärtigen Zeitmangel zu leiden. Ihre Anliegen konnte die Delegation bei den Terminen mit Abgeordneten des Gesundheitsausschusses im Bundestag und mit Staatssekretär Karl-Josef Laumann erörtern. Hier die dringendsten Forderungen: mehr Zeit für Pflege, bessere Organisation bei der Entlassung aus dem Krankenhaus, Anerkennung von tariflicher Vergütung bei der häuslichen Krankenpflege.

Die Stimme der häuslichen Pflege findet in Berlin zu wenig Gehör, die Forderungen und Wünsche von Patienten und die Anliegen der caritativen und diakonischen Pflegedienste werden nicht ernst genommen. Einzelne können wenig ausrichten, deshalb haben sich die Leiterinnen der Kirchlichen Sozialstation Elsenztal e.V. der Delegation angeschlossen um gemeinsam ihre Probleme mit den Politikern zu besprechen.

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Lesen Sie hierzu ein Interview mit Herrn Klopprogge, Geschäftsführender Vorstand der Sozialstation Bad Rappenau:

Frage: Welche Forderung haben Sie an die Politik?

Klopprogge: Kurz gesagt: Mehr Zeit für häusliche Pflege!

Frage: Was steckt hinter diesem Anliegen?

Klopprogge: Die meisten Menschen möchten sich gerne in ihrem gewohnten, häuslichen Umfeld pflegen lassen und nicht im Heim oder Krankenhaus. Bei medizinischen Angelegenheiten, wie zum Beispiel Diabetes-Versorgung, Medikamentengabe oder Verbandswechsel kommt dann die Sozialstation mit ihren Pflegefachkräften zu den Patienten nach Hause. Die Kosten, die dabei entstehen werden von der Krankenkasse bezahlt. Das hört sich gut an, ist in Wirklichkeit aber oft problematisch.

Frage: Wo liegt das Problem?

Klopprogge: Von den Kassen bekommen wir für unsere Arbeit nur Pauschalbeträge erstattet. Diese Pauschalen sind zu niedrig, um unsere Pflege in einer angemessenen Zeit zu erbringen. Weil wir uns trotzdem Zeit für unsere Patienten nehmen, entsteht eine finanzielle Lücke, die wir auf Dauer nicht durch Spenden auffangen können, weil die Schere immer Größer wird. Wir möchten auch für die nachfolgenden Generationen da sein, deshalb ist eine solide finanzielle Grundlage wichtig.

Frage: War Ihre Reise nach Berlin erfolgreich?

Klopprogge: Uns war klar, dass unsere Gespräche nicht sofort zu der notwenigen Gesetzesänderung führen, wir haben ja auch schon seit einiger Zeit eine Bundestagspetition dazu laufen. Ich hatte den Eindruck, dass man sich seitens der Politik nicht so recht an die Kassen heran traut und Druck macht. Umso wichtiger war es, genau das von den Akteuren in Berlin weiter einzufordern. Doch wir lassen uns nicht unterkriegen und machen weiter – das sind wir den Familien schuldig, die unsere Hilfe brauchen.

Frage: Wie geht es weiter?

Klopprogge: Es würde mich sehr freuen, wenn die Parteien das Thema Pflege mit in den Wahlkampf nehmen und sich zur Stärkung der häuslichen Krankenpflege positionieren, denn es ist ein Thema, dass uns alle irgendwann einmal angeht. Wir werden weiter auf verschiedenen Ebenen für unsere Anliegen werben und kämpfen.

 

Fazit der Berlinfahrt:

„Auch wenn die Gespräche nicht unmittelbar zu einer Gesetzesänderung führen, war es wichtig den Dialog mit den Verantwortlichen in Berlin zu suchen und sich für die Anliegen der Menschen einzusetzen, die die Sozialstation pflegt. Wir bleiben am Ball und machen weiter Druck!“

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